Alfred J. Amsler & Co. Schaffhausen

Jakob Amsler-Laffon

Jakob Amsler-Laffon

Jakob Amsler-Laffon (1823-1912)

Jakob Amsler wurde am 12. November 1823 in Stalden bei Brugg im Kanton Aargau als Sohn eines Landwirts geboren. Er besuchte die Primarschule im Nachbardort Ursprung, später die Bezirksschule in Lenzburg sowie das Gymnasium in Aarau. Nach Abschluss des Gymnasiums schrieb es sich zuerst in Jena (1843–1844) und anschliessend in Königsberg (1844–1848) als Theologiestudent ein. Er scheint sich aber in dieser Zeit wenig für das Theologiestudium interessiert zu haben. Vielmehr besuchte er Mathematikvorlesungen, insbesondere von Franz Neumann (1798–1895), dem Begründer der mathematischen Physik.

1848 kehrte Jakob Amsler in die Schweiz zurück und arbeitete ab 1849 am Observatorium in Genf. Im Jahre 1850 habilitierte sich Amsler an der Universität Zürich, wo er in der Folge bis 1852 als Privatdozent tätig war. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen übernahm er 1851 eine Stelle als Lehrer für Mathematik und Physik am Gymnasium in Schaffhausen, wo er bis Ende 1858 blieb. Ab 1849 arbeitete Amsler an der Konstruktion des Polarplanimeters. Seine Erfindung publizierte er 1856 in der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich unter dem Titel Über die mechanische Bestimmung des Flächeninhaltes, der statischen Momente und der Trägheitsmomente ebener Figuren, insbesondere über einen neuen Planimeter. Sein Planimeter zeichnete sich gegenüber allen bisher bekannten Konstruktionen durch seine Einfachheit bei gleichzeitig hoher Genauigkeit aus. Nur wenig später stellte er das Momentenplanimeter (Integrator) zur Bestimmung des Schwerpunktes vor.

Amsler Schaffhausen

Werkstatt an der Vorstadt

Amsler Schaffhausen

Fabrik an der Rheinstrasse (1869)

Bereits 1854 richtete Jakob Amsler eine kleine mechanische Werkstatt in einem Haus an der Vorstadt in Schaffhausen ein, um seine Erfindung kommerziell zu verwerten. Neben verschiedenen Planimeter­konstruktionen hat sich Jakob Amsler auch mit der Entwicklung anderer Apparate und Messgeräte befasst. Bekannt sind vor allem Geschwindigkeitsmesser für rotierende Wellen und Materialprüfmaschinen. Die Werkstatt an der Vorstadt wurde bald zu klein, nicht zuletzt wegen des schnell wachsenden Absatzes seiner Planimeter. So verlegte Jakob Amsler seinen Betrieb mehrmals, bis er schliesslich 1869 ein Fabrikgebäude an der Rheinstrasse bezog.

1854 heiratete Amlser Elise Laffon (1830-1890). Das Ehepaar Amsler-Laffon hatte insgesamt fünf Kinder, zwei Töchter und drei Söhne. Der älteste Sohn, Alfred Amsler, übernahm später die Leitung des Unternehmens. Jakob Amsler belegte in Schaffhausen auch verschiedene öffentliche Ämter. So war er 1867–1870 Mitglied des Grossen Rates und 1868-1888 des Stadtrates. Ferner war er Mitglied der Direktion des Wasserwerks.

Amsler erhielt im Verlaufe seines Lebens zahlreiche Auszeichnungen an nationalen und internationalen Ausstellungen. Zudem verlieh ihm die Universität Königsberg im Jahre 1894 den Ehrendoktortitel. Jakob Amsler starb am 3. Januar 1912 im Alter von 89 Jahren.

Alfred J. Amsler

Alfred Amsler

Alfred Amsler (1857–1940)

Alfred J. Amsler, der älteste Sohn Jakob Amslers, wurde am 3. Juli 1857 in Schaffhausen geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums folgte eine Lehre im väterlichen Betrieb sowie Studien in Basel, Berlin und Dresden. 1880 schloss Alfred Amsler in Basel eine Dissertation zum Thema der mechanischen Integration ab. Seine ersten Berufsjahre verbrachte er in Frankreich und England, bevor er 1885 in die Firma seines Vaters eintrat. Ab 1888 wurde das Unternemen, welches bis anhin als Einzelfirma unter dem Namen von Jakob Amsler-Laffon geführt wurde, in eine Kommanditgesellschaft mit der Bezeichnung J. Amsler-Laffon & Sohn umgewandelt. Aufgrund des stegigen Wachstums bezog die Firma 1911 im Industriequartier Ebnat ein neues Fabrikgebäude.

Nach dem Tod von Jakob Amsler-Laffon 1912 übernahm Alfred Amsler zusammen mit seinem jüngsten Bruder Albert die Leitung der Firma, die nun unter der Bezeichnung Gebrüder Amsler geführt wurde. Mit dessen Tod im Jahre 1918 wurde Alfred Amsler alleiniger Firmeninhaber. Der Firmenname wurde von J. Amsler-Laffon & Sohn in Alfred J. Amsler & Co. umgewandelt. In dieser Zeit lag das Hauptgewicht des Fabrikations­programms nicht mehr bei den mathematischen Instrumenten, sondern bei Instrumenten des Maschinenbaus wie hydrometrische Messinstrumente, Manometer oder Materialprüfmaschinen. Ein Augenleiden und Schwerhörigkeit zwangen Alfred Amsler schon bald zum schrittweisen Rückzug aus dem Unternehmen. Er starb am 2. April 1940 im dreiundachtzigsten Lebensjahr. Die fünf Kinder von Alfred J. Amsler führten die Firma unter derselben Bezeichnung weiter, ab 1941 als sogenannte Kommandit­gesellschaft unter der Leitung von Werner Amsler.

Alfred J. Amsler & Co.

Amsler Schaffhausen

Neues Fabrikareal im Industriequartier Ebnat (1911)

Die Firma überstand sowohl die Krise der Dreissigerjahre als auch den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet, dies durch Kürzung der Arbeitszeit und Fabrikation auf Vorrat. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen schrittweise erneuert und vergrössert. So wurde die Lehrlingsausbildung reorganisiert und den Arbeitern wurden moderne Mietwohnungen zur Verfügung gestellt.

1970 übernahm die Georg Fischer AG, welche ebenfalls in Schaffhausen angesiedelt war, die Alfred J. Amsler & Co., verkaufte sie aber kurz darauf ohne Gebäude weiter an die Firma Wolpert in Ludwigshafen. Es wurde ein neues Fabrikgebäude in Merishausen im Kanton Schaffhausen errichtet. 1982 wurde die Firma Amsler in die Düsseldorfer Roell Gruppe, später in die Zwick Roell Gruppe integriert. Diese ist noch heute auf dem Gebiet der Werkstoffprüfung tätig.

Jahrestafel

1823

Jakob Amsler (1823–1912) wird am 12. November 1823 in Stalden bei Brugg im Kanton Aargau geboren.

1843

Von 1843 bis 1848 besucht Amsler, der sich eigentlich als Theologiestudent eingeschrieben hat, in Jena und Königsberg Mathematikvorlesungen.

1848

Jakob Amsler kehrt in die Schweiz zurück, wo er zuerst als Privatdozent an der Univerität Zürich und später am Gymnasium in Schaffhausen arbeitet.

1849

Ab 1849 arbeitet Jakob Amsler an der Entwicklung des Polarplanimeters.

1854

Jakob Amsler heiratet Elise Laffon (1830-1890). Mit ihr hat er fünf Kinder.

1856

Amsler publiziert seine Erfindung in der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich unter dem Titel „Über die mechanische Bestimmung des Flächeninhaltes, der statischen Momente und der Trägheitsmomente ebener Figuren, insbesondere über einen neuen Planimeter“.

1869

Bezug der Fabrik an der Rheinstrasse.

1888

Umwandlung in eine Kommanditgesellschhaft mit der Bezeichnung J. Amsler-Laffon & Sohn.

1911

Im Ebnat wird ein neues Fabrikgebäude erstellt.

1912

Jakob Amsler stirbt am 3. Januar 1912. Dessen Söhne Alfred und Albert übernehmen die Leitung der Firma. Die neue Firmenbezeichnung lautet Gebrüder Amsler

1918

Nach em Tod von Albert Amsler wird Alfred Amsler alleiniger Firmeninhaber. Der Firmenname lautet neu Alfred J. Amsler & Co.

1940

Alfred Amsler stirbt am 2. April 1940. Seine fünf Kinder übernehmen die Führung des Unternehmens.

1941

Das Unternehmen wird in eine Kommanditgesellschaft unter der Leitung von Werner Amsler umgewandelt.

1970

Die Firma Amsler wird an das Schaffhauser Unternehmen Georg Fischer AG verkauft. Wenig später verkauft die Georg Fischer AG die Firma Amsler ohne Gebäude weiter an die Firma Wolpert aus Friedrichshafen.

1982

Die Roell Gruppe übernimmt die Firma Amsler.

Referenzen

[1]

J. Amsler-Laffon

Ueber die mechanische bestimmung des Flächeninhalts, der statischen Momente und der Trägheitsmomente ebener Figuren insbesondere über einen neuen Planimeter. Abgedruckt aus der Vierteljahresschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Schaffhausen (1856).

[2]

A. Amsler und F. Rudio

J. Amsler-Laffon. Separatauszug aus der Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Jahrgang 57. Zürich (1912).

[3]

F. Dubois

Die Schöpfungen Jakob und Alfred Amsler's. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, Band XIX 1944, Seiten 210-273. Schaffhausen (1944).

[4]

Alfred J. Amsler & Co.

100 Jahre Firma Amsler. Schaffhausen (1954).

[5]

R. Amsler und T. H. Erismann

Jakob Amsler-Laffon 1823-1912, Alfred Amsler 1857-1940. Pioniere der Prüfung und Präzision. In: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Band 58. Verein für Wirtschaftshistorische Studien. Zürich (1993).

[6]

T. H. Erismann

Schaffhausen - Wiege der mechanischen Analogrechnung. In: Ferrum : Nachrichten aus der Eisenbibliothek, Stiftung der Georg Fischer AG, Band 64 1992, Seiten 10-11. Schaffhausen (1992).

[7]

J. J. Vorlaender

Über die Flächenbestimmung mit Hülfe des Amsler'schen Polarplanimeters. Anhagn aus: Anleitung zum Feldmessen mit besonderer Rücksicht auf die Anwendung des metrischen Masses. Kommentierte Ausgabe. Edition Greis (2012).